HD DVD – Patient in kritischer Verfassung

hd-dvd.jpgDer Formatkrieg geht in seine entscheidende Phase. Vielleicht haben die amerikanischen Verbraucher der HD DVD direkt zum Jahresanfang den Garaus gemacht. Das Format, auf das Paramount gesetzt hatte, scheint dem Untergang geweiht. Star Trek-Jünger, die sich für die Remastered-HD DVDs einen eben solchen Player angeschafft haben, werden wohl bald in die Röhre gucken. Denn außer Universal veröffentlicht sonst kein Studio mehr Filme auf diesen Medien.

Seit über einem Jahr hätten hochauflösende Videos in die Privathaushalte einziehen können. Preis und Technik stimmten bereits schon zum letzten Weihnachtsfest. Zudem stehen in vielen Wohnzimmern teure Flachbild-Fernseher mit neiderregenden Diagonalen, die noch nie HD-Material gesendet haben, aber gerade dieser Funktion wegen gekauft wurden. Die Welt hätte so schon sein können, wenn Elektronikhersteller und Filmstudios nicht völlig sinnloser weise zwei qualitativ fast identische aber inkompatible Formate für den Nachfolger der DVD in die Welt gesetzt hätten.

Der sogenannte Formatkrieg in schmerzlicher Erinnerung an den Streit über das analoge Video hat seither die Verbreitung von HD in den Videotheken praktisch unmöglich gemacht. Denn die Filmstudios hatten sich mehrheitlich exklusiv an ein Format gebunden. Die Entscheidung für das Abspielgerät war auch eine Entscheidung über die abspielbaren Titel. „HD DVD“ und „blu-ray“ hießen die Konkurrenten. Zu allem Unheil waren beide Lager praktisch gleich groß, die Verkaufszahlen bei Amazon hielten sich praktisch die Waage.

Das alles könnte sich dieses Jahr in rasendem Tempo ändern. Das Filmstudio Warner, bislang der größte neutrale Spieler im Milliardenpoker, lässt seine HD DVD-Sparte den Todesstoß gegeben. Bis Mai werden alle Filme noch in beiden Formaten erscheinen, die Verträge verlangen dies, doch danach erscheinen „Harry Potter“ & Co nur noch auf blu-ray Disc. Wenige Tage später zieht Universal die Reißleine und kündigt seinen Exklusivvertrag mit dem HD DVD-Konsortium. Hier erscheinen ehemals exklusive HD DVDs künftig auch als blu-ray Disc. Damit verschiebt sich das Gewicht deutlich. In Zukunft erscheinen drei von vier Filmen als BRD.

Einzige HD DVD-Trutzburg ist noch Paramount. Und damit haben „Star Trek“-Fans nach wie vor das Problem, dass die Box-Sets von „Star Trek: Remastered“ nach wie vor nicht als BRD verfügbar werden. Gleiches gilt natürlich auch für die Star Trek-Filme, wenn diese in HD veröffentlich werden.

Aber selbst mutigen Technik-Begeisterten ist derzeit der Kauf eines HD DVD-Spielers nicht mehr anzuraten. In den ersten Wochen des neuen Jahres haben sich die Marktanteile dramatisch verschoben. Blu-ray hat in der zweiten Januarwoche bei in den USA verkauften Filmen und Abspielgeräten rund 85% bzw. 93% des Kuchens für sich verbuchen können. Aus Japan gibt es ähnliche Zahlen. Dass Europa bzw. Deutschland einen anderen Trend setzen wird ist praktisch ausgeschlossen – hier ist die Verbreitung bislang am wenigsten Fortgeschritten, d.h. weder absolut noch relativ spielt das HD DVD-Lager hierzulande eine bedeutende Rolle (ca. 38% laut Amazon). Zudem hat auch das Filmstudio Constantin seine Unterstützung von HD DVD aufgegeben.

Die für Trekkies drängendste Frage wird wohl sein, wie lange man noch auf „Star Trek“ für blu-ray warten muss. Das ist schwierig zu beantworten, weil Branchenbeobachter davon ausgegangen waren, dass nach Warners Wechsel Paramount eine Ausstiegsklausel nutzen würde, um wie Universal die exklusive HD DVD-Unterstützung zu beenden. Bislang zuckt der Riese jedoch nicht, im Gegenteil, die beiden ausstehenden Staffeln von „Star Trek: Remastered“ sollen nach wie vor nur auf DVD/HD DVD-Doppelscheiben erscheinen. Demnach würde Paramount dem Format noch eine Schonfrist bis schätzungsweise zum dritten Quartal dieses Jahres geben. Dazu passt auch eine neue Offensive von Toshiba, die HD DVD-Player für $150 in den Handel bringt – ein vermutlich letzter Versuch, das Blatt über einen Preiskampf zu wenden.

Zum jetzigen Zeitpunkt darf man aber bezweifeln, dass die HD DVD zum Weihnachtsgeschäft 2008 noch eine Rolle spielen wird, zu groß ist das Ungleichgewicht. Außerdem haben die technikbegeisterten Cineasten schon längst darauf gewartet endlich mit einiger Zuversicht einen Player kaufen zu können; da kam die Ankündigung Warners dem letzten Tropfen auf das sprichwörtliche Fass gleich. Auch Toshibas neue Offerte wird daran nichts ändern, dass Verkäufer ihren Kunden guten Gewissens keinen HD DVD-Spieler andrehen werden, schließlich sollen die ja auch noch für den Kauf von Filmen wiederkommen.

Auch die ersten Combo-Player von Samsung und LG werden demnach zu spät kommen, um den Formatstreit noch glimpflich zu beenden wie seinerzeit den Streit um DVD-R und DVD+R. Dazu sind die Geräte viel zu unerschwinglich bzw. wenig verfügbar. Wer noch ein paar Monate warten kann wird also mit großer Wahrscheinlichkeit erleben, dass Paramount die Reißleine zieht und auch „Star Trek“ als blu-ray herausgibt. Bis dahin ist einfach noch etwas Geduld gefragt.

Hinweis: Dieser Artikel wird in den nächsten Wochen in der “Daily Trek Weekend” erscheinen.

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