Review: Terminator – The Sarah Connor Chronicles

sarah-connor-chronicles.jpgFox, u.a. bekannt für seine Erfolgsserien „The Simpsons“ und „24“ schickt dieses Fernsehjahr eine Fortsetzung bzw. Neuinterpretation des „Terminator“-Stoffes ins Quotenrennen. Die Pilotfolge hatte unabsichtlich absichtlich ihren Weg in die Tauschbörsen gefunden, offenbar eine neue Masche der Studios um das Potential von Serien auszuloten, noch bevor das Geld für die erste Staffel ausgegeben wird.

Jetzt ist die Serie regulär angelaufen und wird in den USA auch in HDTV ausgestrahlt. Nach den ersten Folgen kann man jetzt eine erste Einschätzung abgeben, ob das Unterehmen „Connor“ geglückt ist. Diese Besprechung kann leider nicht ganz darauf verzichten, auf wesentliche Teile der Pilotfilmhandlung einzugehen, wer sich nicht die Spannung verderben lassen will, liest besser erst beim Fazit weiter.

Die Serie annulliert die Geschehnisse aus „Terminator 3“. Die Welt ist nicht untergegangen, Sarah Connor ist nicht tot. Der einstündige Pilotfilm beginnt in 1999 und endet in 2007, keine Atompilze weit und breit. Gelegentlich wird auf T3 angespielt, so kann es durchaus sein, dass aus welchem zeitreiseparadoxen Grund auch immer der letzte Film letztlich doch noch in das Serienuniversum passt. Zunächst sollte der Fernsehzuschauer aber vergessen, was es 2003 im Kino gesehen hat.

Neben dem nun jugendlichen John Connor (Thomas Decker) und seine Mutter Sarah (Lena Headey) treten in der Serie nun eine Reihe weiterer Charaktere hinzu. Da ist zum einen Cameron, ein Terminator unbekannter Bauart aus der Zukunft, gespielt von Summer Glau (bekannt als River aus „Firefly“ und Tess aus „4400“) und zum anderen FBI Agent Ellison, gespielt von Richard T. Jones. Die Besetzung macht Ihre Sache ordentlich, Sternstunden hatte aber bisher keiner der Hauptdarsteller. Am besten schneidet Lena Headey mit ihrer Interpretation von Sarah Connor ab, Linda Hamilton wird vom Zuschauer nicht vermisst. Ellison hingegen ist ein Charakter aus der Retorte, da waren Paul Winfield und Lance Henriksen als Polizisten aus dem ersten Film deutlich lebendiger.

Das größte zu befürchtende Problem der Serie sind eine Inflation von Zeitreisen und „Terminator“-der-Woche-Stories. Trotz anders lautender Absichtserklärungen der Produzenten ist an dieser Front bislang keine schlüssige Alternative zu erkennen. Stattdessen scheint die Gegenwart von Widerstandskämpfern aus der Zukunft und Terminatoren nur so zu wimmeln. Allerdings scheint Cameron ähnlich wie der T-800 auf dem Pfad Pinocchios zu wandeln, von daher scheinen Menschwerdungs-Dramen rund um den Terminator ein möglicher Handlungsfaden für die Zukunft zu sein. Außerdem ist Cameron selbst noch das größte ungeklärte Mysterium der Serie. Ihre Herkunft ist völlig unbekannt, und andere Terminatoren scheinen „Angst“ vor ihr zu haben.

Apropos Zukunft, die ist wie bereits erwähnt nicht so, wie der geneigte Zuschauer das erwartet hätte. Offenbar ist die Menschheit so darauf besessen, Skynet zu bauen, dass es dazu jetzt nicht einmal mehr Blaupausen aus der Zukunft oder das US-Militär dazu braucht. Nein, die Entwicklung ist jetzt u.a. das Privatvergnügen von Mobilfunkvertretern. Um die Zukunft zu schützen, zieht Sarah also aus, die Schachcomputer von Hobbyprogrammierern in die Luft zu jagen.

Auf der anderen Seite erfreut sich ein Terminator auf seiner Suche nach der allein erziehenden Mutter der regen Mithilfe zeitgenössischer Wissenschaftler. Damit greift die Serie den fortschrittskritischen Ton des zweiten Films wieder auf. Auch den Zwiespalt zwischen kaltblütiger Rationalität im Widerstreit zu ihren menschlichen Gefühlen hat Sarah noch nicht ausgestanden, die Serie stellt sie eins ums andere Mal auf die Probe. Gleiches gilt natürlich auch für John, der den Kopf niedrig halten soll aber nicht will.

Sowohl Maske als auch Spezialeffekte sind stimmig. Die Terminatoren sind weitestgehend glaubwürdig, die Prügelszenen solide und dem Stil der Filme treu. Naturgemäß kann die Fernsehserie nicht bei der schieren Menge an Explosionen und Effekten der Filme mithalten, die Flashbacks zu den Schlachtfeldern der Zukunft sind völlig entfallen. Im Gedächtnis haften bleiben aber Sarahs Albträume, die in der Tradition von T2 spektakulär und stimmungsvoll umgesetzt wurden.

Im Großen und Ganzen hat Fox hier eine handwerklich solide Leistung gezeigt. Die Serie steht bereits nach drei Folgen auf eigenen Beinen, wie bei jedem wöchentlichen Drama muss man Drehbuchschreibern und Schauspielern natürlich mindestens eine Staffel Zeit geben, um das Potential der Serie zu entdecken und auszutesten. Die Zutaten sind da, um kurzweilige Action-Abenteuer zu bieten. Auf Seiten der Charaktere und der „Mythologie“ der Serie ist jedoch noch viel Spielraum. Allerdings müssen die Produzenten lernen, mit Zeitreisen und Killermaschinen bedächtig umzugehen – sonst endet deren Schreckenswirkung und Attraktivität da, wohin bei „Voyager“ die Borg degradiert wurden – in der alltäglichen Banalität.

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